Eine Aschermittwochs-Geschichte

….zart hat sich der Staub auf dem Wohnzimmertisch zum Schlafen nieder gelegt, ein vertrocknetes Blatt hat sich darauf schlummernd zusammen gerollt, die Wände verharren in stummem Schweigen….an der Ecke des Tisches wartet ein silbern leuchtender Zylinder darauf, aufgesetzt zu werden…..

„Es ist vorbei“ raunt der Staub, „du kommst jetzt in das Zimmer, in dem auch die Pappnasen schlafen, in einem dunklen Schrank voll Erinnerung an laute fröhliche Nächte warten sie auf nächstes Jahr, da kommst du jetzt auch hin“….“Wie vorbei“? seufzt der Zylinder, „meine Batterien sind noch nicht leer, ich könnte noch so schön blinken“….

Ein dünnes Kichern zirbelt vom Teppich hoch, ein rotes Täschchen lehnt arglos an einem der Tischbeine, „du bist neu, oder?…..ich bin schon seit vielen Jahren dabei, schau mich an, meinen Reißverschluss hat sie schon vorletztes Jahr notdürftig mit einer Sicherheitsnadel repariert, wollte mich nach den tollen Tagen wieder schön machen, ach jaaa, ich kann dir sagen Zylinder, sie vergessen uns einfach, wir kommen in diesen alten Schrank, ein Jahr in Dunkelheit“….

„Wer ist denn alles in diesem Schrank“….dem Zylinder ist sichtlich unwohl…“ich war teuer, ich wurde gefertigt um getragen zu werden, ich will nicht ins dunkle“…“oh“, maunzt das Täschchen, „ist nicht so schlimm, ich kuschel mich immer an die Clownperücke, gleich daneben wohnen zwei Plastikohren, eine Pappnase und jede Menge Verwandte von dir“….“was für Verwandte denn“?…der neugierig gewordene Zylinder versucht unter den Tisch zu linsen…“na ja, Verwandte halt, viele Hüte“…

Und da muss ich jetzt auch hin“??…der Zylinder grübelt…“wie ist die Stimmung denn so“….“oh“, seufzt das müde gewordene Täschchen, „wir halten alle einen langen Sommerschlaf, erst wenn wir draußen den Wind heulen hören, wissen wir, unsere Zeit kommt bald, dann gibt’s ein Schubsen und Drängeln, denn jeder will vorne liegen, wenn sie den Schrank öffnen…. und wenn wir Glück haben, dürfen wir mit zur Musik und lange aufbleiben“….

„Pssst“ zischt der Staub, „ihr Plappermäuler, sie kommt, aufräumen, dann ist morgen Aschermittwoch, ihr kommt in den Schrank, ihr habts gut, ich komme weg, mich kann sie nicht leiden….also seid still, machts gut und grüßt mir alle im Schrank und vielleicht, wenn sie die Tür nicht richtig zumacht, komme ich rein zu euch und decke euch zu“….

Der Zylinder und das Täschchen fühlen sich sanft nach oben getragen, hören einen letzten Seufzer und das Quietschen der Schranktür…Stille, Dunkelheit. „Hallo ihr zwei, wars schön“? brummt der Schrank….“und wie“, lächelt der Zylinder gemütlich zurück gelehnt, „ich hatte das Glück nach Besse verkauft zu werden“!…..